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Jahrgang 2023

Gerade noch mal gut gegangen.

Nach ausreichenden Winter-, bzw. Frühjahrsniederschlägen (Nov.-März 266 mm) startete die Vegetation ca. eine Woche früher als im langjährigen Mittel. Durch die Feuchtigkeit lief unsere im Oktober eingesäte Wick-Roggenbegrünung hervorragend auf und bildete sehr viel Humusmasse, welche schon vor dem beginnenden Pflanzenschutz gemulcht werden musste, da sie teilweise höher gewachsen war als die Reben. Somit hat die Begrünung ihren Zweck der Humusbildung perfekt erfüllt. Am 19. April pflanzten wir direkt gegenüber vom Weingut auf einer der Ursprungsflächen unseres Weingutes, welche Teil des St. Goarer Ameisenberges ist, eine weitere Fläche mit einer pilzwiderstandsfähigen Rebsorte an. Dieses Mal die weiße Rebsorte Calardis Blanc, welche sehr gut angewachsen ist. Spätfrost war dieses Jahr wieder kein Thema.

Der Austrieb aller Weinberge erfolgte gleichmäßig und nicht zu schnell, sodass wir am 19. Mai mit dem ökologischen Pflanzenschutz begonnen haben, um auch eventuellen Schwarzfäuleinfektionen vom Holz aus dem Vorjahr vorzubeugen, was in diesem Jahr gut gelungen ist. Pünktlich zu den ganzen Feiertagen setzte Trockenheit ein. Dadurch konnten zwar alle Outdoorveranstaltungen im Mai und Juni bei bestem Wetter stattfinden, doch zerrte diese fünfwöchige Trockenperiode die Wasservorräte auf und endete letztendlich mit einem Gewitter am 21. Juni mit 21mm Niederschlag, welcher über einen längeren Zeitraum fiel und schön vom Boden aufgenommen werden konnte. Damit hatten wir viel Glück, da wenige Kilometer weiter nur wenig bis gar kein Niederschlag fiel. Durch die Trockenheit wuchsen die Reben langsam und gleichmäßig, wodurch auch die Heftarbeiten sehr kontrolliert durchgeführt werden konnten und manche Weinberge nur einen Heftdurchgang benötigten. Von einer Begrünung war nach dieser Trockenperiode allerdings teilweise nicht mehr viel übrig und die Weinbergsböden zeigten sich überwiegend braun, wobei die Reben vom Vegetationsvorsprung sogar etwas einbüßten, was sich aber wie die Farbe der Böden wieder ändern sollte.

Danach ging es wieder recht trocken mit nur kleineren Schauern weiter, wodurch die jungen Weinberge, bzw. nachgepflanzten Reben im Rosenberg und Ameisenberg gegossen werden mussten und deutlich im Ertrag reduziert wurden. Der neu gepflanzte Calardis Blanc aber, kam ohne Wasser aus. Dann kam ein August, den es so zumindest in unseren Aufzeichnungen mit 121mm Niederschlag noch nie gab. Erste kompakte Trauben vor allem in Bereichen mit guter Wasserversorgung zeigten früh Fäulnisnester, was sich aber in Grenzen hielt, da die Traubenstruktur bei uns überwiegend lockerbeerig war. Oidium, also der echte Mehltau, die eigentliche Leitkrankheit im Sommer 2023 hatten wir gut im Griff. Von sehr heißen Tagen blieben wir fast den ganzen Sommer verschont und Sonnenbrand wurde nur kurz vor der Reife ein Problem, wodurch wir bei einem Großteil der Weinberge auf ein Entblättern der Sonnenseite verzichteten. Was uns in diesem Sommer besonders auffiel war die deutlich höhere Anzahl an Insekten in unseren Weinbergen, so war beispielsweise die Gottesanbeterin ohne zu suchen ein täglicher Begleiter. Vielleicht zeigt die ökologische Bewirtschaftung hierin schon Wirkung.

Der Lesebeginn war dann aufgrund der guten Wasserversorgung auch ca. eine Woche vor dem langjährigen Mittel ähnlich wie im Vorjahr. So starteten wir am 8. September mit Müller-Thurgau und Cabernet Dorsa. Bei der Cabernet Dorsa Lese zeigte sich erstmals bei uns im Weingut ein beginnender Befall mit der Kirchessigfliege, sodass wir den perfekten Lesezeitpunkt erwischten und auch die Spätburgunder ab beginnendem Befall im weiteren Verlauf gelesen haben. Der September zeigte sich mit trockenem teilweise sehr warmem Lesewetter, wodurch zielgenau der beste Reifezeitpunkt abgewartet werden konnte, was in diesem Jahr nicht gleichbedeutend mit physiologischer Reife war, sondern sich am Verhältnis von Zucker und Säure orientierte. Erst mit einem Niederschlagsereignis am 29. September und einem weiteren am 3. Oktober, also mitten in der Rieslinghauptlese, änderten sich die Lesebedingungen drastisch. Man konnte danach den Trauben bei warmen Temperaturen beim Aufplatzen zusehen und auch Wespen, welche vorher nur vereinzelt zu finden waren, traten jetzt in Schwärmen auf und trieben mit ihren Verletzungen auch Essigfäule voran, was den Selektionsaufwand deutlich erhöhte, uns aber zum Glück nur die letzten Lesetage traf und so beendeten wir die Traubenlese am 10. Oktober. In anderen Gemeinden war Essigfäule ein sehr großes Problem, wovon wir außer am Ende vermutlich zum einen durch die spätere Reife in unseren Weinbergen, aber wahrscheinlich auch durch unsere ganzflächige und nicht gemulchte Begrünung, welche im August wieder deutlich gewachsen ist und somit den Reben den Überschuss an Wasser wegnahm, verschont blieben.

Die Erträge liegen bei Burgundern und Müller-Thurgau bei uns im Mittel und beim Riesling etwas unterdurchschnittlich bei sehr guter Qualität.

Der Jahrgang präsentiert sich unerwartet fruchtig und mit moderaterer, aber sehr lebendiger Säure mit durch den niedrigeren Ertrag und besserer Qualität einem etwas höherem Alkoholgehalt.

Obwohl wir in diesem Jahr kein Mastjahr haben, hielten sich die Wildschweine während der Traubenlese von den Weinbergen fern und testeten lediglich Ende August hier und da mal den Boden, ohne aber den Trauben Aufmerksamkeit zu schenken. Auch Vögel traten nur, aber vor allem erst im Oktober, im normalen Maße auf. Das hatten wir anders erwartet.

Das zweite Jahr der Umstellung zum ökologischen Weinbau stellte für uns keine große Hürde dar und so konnten wir weiter Erfahrungen im ökologischen Pflanzenschutz und vor allem im Bodenmanagement sammeln. Dabei zeigte sich wieder wie wichtig eine gute Humusversorgung und ein sinnvolles Begrünungsmanagement ist, um sowohl trockene, als auch nasse Phasen gut zu überstehen. Daher führen wir auch in diesem Jahr wieder eine Einsaat mit einer Mischung aus Wicken und Inkarnatklee, welche den Stickstoff aus der Luft sammeln und somit auf natürliche Weise die Reben düngen und Roggen, welcher über Winter Nitrat im Boden fixiert und somit eine Nitratauswaschung verhindert und im Frühjahr viel Grünmasse zum Humusaufbau bildet, durch. Außerdem bringen wir vor allem in trockenere Weinberge in der nicht eingesäten Zeile grobes Holzhäckselmaterial von den umliegenden Strauchschnittplätzen als Bodenabdeckung ein, um schneller Humus aufzubauen und die Wasserspeicherfähigkeit zu erhöhen, sowie die Verdunstung zu minimieren und Erosion zu verhindern. Mit all diesen Maßnahmen können wir dann weiteren Wetterkapriolen entspannter entgegenblicken.