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Jahrgang 2019

Normale Jahre gibt es scheinbar nicht mehr.

Irgendwelche Ereignisse oder Parameter fallen die letzten Jahre immer aus der Rolle.

Es war mal wieder ein eher lauer Winter mit nur wenigen Frosttagen. März und April waren wie im Vorjahr wieder deutlich wärmer wie im langjährigen Mittel, sodass es in Folge dessen schon um den 20. April reif für den Austrieb war. Somit ging 2019 wie die zwei vorherigen Jahre wieder mit einem frühen Austrieb los und alles sah wieder nach einem so frühen Jahr wie 2018 aus. Doch es sollte anders kommen. Der Mai fiel nämlich dann leicht kühler aus als in anderen Jahren, was ausreichen sollte um die Vegetation deutlich auszubremsen und den Vegetationsvorsprung komplett aufzubrauchen. Dann kam wieder ein Sommer der Extreme. Die Blüte verlief zunächst normal mit leichten Verrieselungen, die ja auch gewünscht sind und man konnte zu diesem Zeitpunkt nach dem Rekordjahr 2018 schon einmal von einer etwas geringeren Menge, aber bei guter Wasserversorgung dennoch überdurchschnittlichen Ernte ausgehen, wenn denn alles normal gelaufen wäre.

Allerdings ein viel zu trockener Juni veranlasste uns dazu Anfang Juli 32.000 Liter Wasser in die 2017 und 2018 im Ameisenberg gepflanzten Junganlagen zu fahren, was ihnen sehr gut bekam und für den Rest des Sommers ausreichen sollte. Am 12. Juli kam es zu einem Hagelunwetter mit 31 Litern Regen in einer Stunde, was sich völlig außergewöhnlich und so noch nie da gewesen von Spay bis Bacharach den Rhein entlang ergoss und so flächendeckend für Schäden sorgte. Der Schaden in unseren Weinbergen in St. Goar und Urbar lag zwischen 10 und 30 Prozent partiell sehr unterschiedlich verteilt. Der größte Schaden war in Urbar und im Ameisenberg, wobei festzustellen war, je näher der Rhein, desto größer der Schaden. Ein weiteres Ereignis waren die Hitzetage vom 23. bis 26. Juli, wobei es vor allem am 25. Juli zu Temperaturen von über 40 °C kam. Dies sorgte vor allem in zwei beidseitig entblätterten Müller-Thurgau Parzellen für Sonnenbrandschäden. Unsere Rieslingflächen blieben bis auf kleine Schäden weitestgehend verschont. In Toplagen und in sehr spät entblätterten Anlagen kam es teilweise zu massiven Schäden bei Kollegen, die über den normalen Sonnenbrand noch hinausgingen, da vor allem in sehr sonnenexponierten und auch windgeschützten Lagen in der Traubenzone Temperaturen von über 50°C gemessen wurden und viele Trauben einfach verkochten. Da ist dann selbst der Winzer machtlos. Nach all diesen Kapriolen war dann klar, dass man sich um Tankraum im Keller in diesem Jahr keine Gedanken machen musste. Es blieb zwar ein trockener Sommer, aber trotzdem kam immer noch genügend Regen, oft auch genau zum richtigen Zeitpunkt, sodass der Trockenstress deutlich geringer war als im Vorjahr. Allerdings sorgte ein wiederum recht trockener September dafür, dass vor allem in älteren Anlagen grüne Beeren leicht eintrockneten und somit stellenweise für grüne Rosinen sorgten, obwohl die Laubwand in vollem Saft stand. Dieses Phänomen war in der Fülle so auch noch nicht festzustellen.

Nach dem Mastjahr 2018 war dieses Jahr schon früh absehbar, dass es quasi kein Obst und im Wald nur wenige Eicheln und Bucheckern gibt. So kam es wie es kommen musste, dass schon Ende August die Wildschweine ihren Einstand in den Weinbergen fanden, wobei erste Probegrabungen sowie erste Qualitätskontrollen an den Trauben stattfanden. Daraufhin wurden kurzfristig in Absprache mit den Jägern Brachestreifen gemulcht um bessere Abschussmöglichkeiten zu schaffen und schnellstmöglich alle Flächen mit Elektrozaun eingezäunt um weitere Schäden zu vermeiden. Diese Maßnahmen in Verbindung mit einigen Abschüssen hielten die Wildschweine bis zur Lese in Schach, sodass nur noch Vögel in erster Linie in Randlagen für geringe Schäden sorgten. Nur in unseren Junganlagen im Ameisenberg waren die wenigen hängengelassenen Trauben schon sechs Wochen vor der geplanten Lese verfüttert, sodass sich keine Abwehrmaßnahmen mehr rechneten.

Nun zur Lese selbst. Normalerweise will man in der Reife keinen Regen mehr, aber die schon angesprochenen grünen Rosinen zeigten klar, dass es den Trauben zu trocken war und so waren die kleineren Schauer Ende September durchaus positiv an den Trauben zu beobachten. Sie lösten noch keine Fäulnis aus, sondern sorgten dafür, dass endlich mal Saft in die Beeren kam und auch die physiologische Reife jetzt deutlich voran getrieben wurde. Die Trauben reiften nämlich bis zu diesem Zeitpunkt recht langsam, vor allem Müller-Thurgau. So starteten wir am 25. September gelassen in die Lese. Diese Gelassenheit verflog dann doch Anfang Oktober, denn es schauerte immer häufiger und optimales Lesewetter wollte sich keines mehr zeigen und so zogen wir das Lesetempo etwas an, da die Trauben auch langsam anfingen aufzuplatzen, wobei man in diesem Jahr deutliche Unterschiede zwischen den gepflanzten Klonen und Unterlagen erkennen konnte. So gab es dennoch Anlagen, die bis zum Leseende am 18. Oktober noch fast kerngesund waren.

Qualitativ können wir von einem sehr guten Jahrgang sprechen, der vor allem mit seiner reifen Säure langlebige Weine hervorbringen wird.